Nutzen von OpenStreetMap im Tourismus
Die ist eine Zusammenstellung von Informationen, was OpenStreetMap (OSM) auszeichnet, und von Argumenten, was OpenStreetMap im Tourismus und allgemein beitragen kann (Open Tourism Data).
Erstellt Februar 2021 (aktualisiert Oktober 2022, Stefan F. Keller, OST, und SOSM.ch.
Was ist OpenStreetMap?
OpenStreetMap ist das Wikipedia der Karten, ein Crowdsourcing-Projekt, das frei nutzbare Geodaten sammelt, strukturiert und in einer Datenbank für jedermann zur Verfügung stellt. Es ist eine Goldgrube mit 1001 POIs (inkl. Öffnungszeiten) und Geonamen-Suche sowie individualisierbare Karten und konfigurierbares Routing. Es ist hingegen kein Honigbrunnen, d.h. die Daten müssen aufbereitet und qualitätsgesichert werden - wie bei einem Data Warehouse. Auch deckt es keine Realtime-Daten ab noch Fotos noch subjektive Informationen (Rating).

Die 7 Alleinstellungsmerkmale von OpenStreetMap
- Viele Geschäfte und Points-of-Interest (POI) – Es gibt insgesamt über tausend(!) POI-Kategorien in OSM, beispielsweise Restaurants, Shops, Bäckereien, Parkplätze, Feuerstellen, Sitzbänke, Schulen, Tischtennistische, Abfallkübel, etc. Das ist weit mehr als die meisten amtliche Daten bieten.
- Aktualität – Wichtige Daten, wie beispielsweise neu eröffnete Strassen – sind oft tagesaktuell(!) in der OSM-Datenbank erfasst. Die Änderungen werden im Minutentakt verteilt und erscheinen - je nach Applikation - innert Minuten bis Stunden auf den abgeleiteten Karten.
- Grenzüberschreitend – Die OSM-Daten machen nicht an Kantons- und Ländergrenzen Halt. Das ist vorteilhaft für Analysen wie auch für Behörden, die damit ihre eigenen Daten ergänzen können.
- Adaptier- und personalisierbar – dank freiem Zugang zu den Rohdaten. Jede/r kann damit eigene Karten und Datenanalysen erstellen.
- Kontrolle – Jede/r kann OSM direkt editieren, der Inhalt ist unter der Kontrolle der OSM-Gemeinschaft (und nicht eines Konzerns oder Amts). Das Mehraugenprinzip dient als Qualitätskontrolle. Es ist eine wohltuende Alternative zu den Internetkonzernen, die Datenschnüffler und “Gatekeeper” sind.
- Nachhaltig – Die OSM-Daten sind vielseitig (nach-)nutzbar. Durch die grosse Community und die vielen verteilten Anwendungen sind die Daten langfristig verfügbar.
- Etabliert – OSM ist eine Community “kritischer” Grösse. Zwischen 70 und 100 Freiwillige (“Mapper”) erfassen derzeit über 5000 Punktobjekte pro Tag auf Schweizer Gebiet, Tendenz zunehmend. Und sie tun das praktisch rund um die Uhr (hier die genauen Zahlen).
OpenStreetMap in Gemeinden: Zitat aus einem Empfehlungsblatt der FH OST für Gemeinden zu digitaler Besucherlenkung: «Im digitalen Zeitalter bereiten sich immer mehr Besucher online auf Freizeitaktivitäten vor. Gemeinden und Organisationen, die auf transparenten Umgang mit Informationen setzen – z.B. Freizeitrouten als Open Data zur Verfügung stellen – verschaffen sich somit einen Vorteil.»
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Abbildung: Interaktive Ausstellungskarte realisiert mit dem uMap-Karteneditor. (Quellen: POI by Art Safiental | Basiskarte: OpenStreetMap).
OpenStreetMap im Vergleich
OpenStreetMap (OSM) im Vergleich mit Google Maps:
- Die OSM-Kartendaten sind oft detaillierter – bis zur Fussgänger-Ebene.
- Fehler können in OSM direkt verbessert werden.
- OSM-Daten können (im Rahmen der freien Lizenz) kostenlos genutzt werden. Betriebswirtschaftliches Beispiel: GMaps-Preise wurden 2018 verdoppelt. (Mit OSM gibt es Alternativen wie z.B. Maptiler oder Mapbox.)
- OSM-Daten sind grundsätzlich “Privacy Preserving” (GMaps grundsätzlich nicht).
- OSM-Daten sind auch als Rohdaten zugänglich, auch lokal/offline (GMaps nicht).
OpenStreetMap (OSM) im Vergleich mit amtlichen Daten:
- OSM hat mehr Points-of-Interest (POI)
- OSM ist typischerweise aktueller
- OSM ist routingfähig mit umfassenden Verkehrsdaten (Navigation, Datenanalyse)
- OSM ist einfacher zugänglich (für Geonamen-Suchdienste und Datenanalyse)
Anmerkung: OSM kann lokal inhomogen sein haben. Dies fällt im lokalen Vergleich mit ‘offiziellen’ Datensätzen manchmal auf (dort wo solche überhaupt vorhanden sind). Dafür ist OSM über alles gesehen vergleichsweise homogener, als wenn man die Daten aus verschiedenen Quellen zusammenführen würde. Manchmal sind die OSM-Daten sogar qualitativ besser in Bezug auf die räumliche Genauigkeit, was z.B. die Daten von Didok-ÖV-Haltestellen und Mobility etc. gezeigt haben.
Wie ist die Qualität von OSM? Eine häufige Frage (siehe auch “Fragen & Antworten” unten) ist nach der Qualität von OSM - insbesondere der Abdeckung, Homogenität und Verlässlichkeit (Spam/Vandalismus). Diese aktuelle Studie des Geomet Lab der OST ist diesen Fragen nachgegangen. Das Fazit ist, dass die OSM-Daten “fit-for-use” sind und den Anforderungen vieler Anwendungen auch im Tourismus genügen. In einigen Fällen sind die OSM-Daten sogar besser (u.a. aktueller und korrekter) als “offizielle” Daten.
Anwender- und Success-Stories
Bekannte und nützliche Anwendungen von OpenStreetMap (OSM):
- Wikipedia und Wikivoyage, z.B. Davos.
- Schweizer Suchmaschine und Address-Directory search.ch
- Karte von Defibrillator-Standorten: Defikarte
- Die Europäische Suchmaschine Qwant Maps.
Amtliche Stellen und Behörden, die OpenStreetMap (OSM) einsetzen:
- Schutz & Rettung der Stadt Zürich - der grösste Rettungsdienst (“144”) der Scnweiz
- Schweizerische Bundesbahnen (SBB)
- Verschiedene amtliche topografische Behörden im Ausland, u.a. das Bundesamt für Kartographie und Geodäsie (die “Swisstopo Deutschlands”) in ihrem Karten-Produkt ‘TopPlus’
- u.v.a.m. …
Anwendungen von OpenStreetMap im Tourismus:
Die 1001 POIs von OSM…
Nachfolgend sind einige Tourismus-spezifische Points-of-Interest zusammengestellt (ohne geografische Namen und Mobilität/Verkehr und ohne Anspruch auf Vollständigkeit):
Ländlich:
- Burgen und Ruinen
- (Historische) Klöster
- Aussichtstürme
- Höhlen
- Hofläden
- Ausflugs- und Bergrestaurants
- Waldhütten
- Seilparks
Urban:
- Grillstellen
- Spielplätze
- Tischtennistische
Freizeit & Kultur:
- Campingplätze & Caravan/RV-Plätze
- Badeplätze, Frei-, Thermal-, See- und Strandbäder
- Pedalo- und SUP-Vermietung
- Brunnen
- öffentliche Kunst und Denkmäler
- (kleine) Museen
Aktivsport:
- Berghütten, Waldhütten
- Schluchten / Canyoning
In eigener Sache noch ein Testimonial auf Twitter mit Animation.
Routenplanung mal anders!
Nicht auf dem kürzesten Wege: Routen…
Rundtrips, Stadtrundtrips, Kurztrips:
- für Motorradfahrer:innen: kurviger.de
- für Freizeitautofahrer:innen (Cabriolets): tbd.
- für das Fahrrad: cycle.travel
- für Fussgänger:innen:
Schnellste Route für mehrere Zielorte:
Empfehlungen
Empfehlungen für Destinationsmanagementorganisationen (DMO):
- Sich informieren, u.a.
- “Leitfaden” und “POP-Studie” studieren
- ODbL-Lizenz beachten
- Einen OSM-Kurator einsetzen
- Einen Point-of-Contact einsetzen
- Eigene IT auf OSM anpassen
- (tbc.)
Fragen & Antworten
- Wieviel Know-how braucht es, um mit OpenStreetMap umzugehen?
- Als gelegentlicher Beitragender keines: Eine Notiz ist schnell und anonym per Rechtsklick auf der OSM-Karte erstellt (kein Login notwendig). Weitere Informationen zum Einstieg in OSM gibt es u.a. auf OpenSchoolMaps.
- Als Interessierte/r kann man den in openstreetmap.org integrierten Editor (iD) verwenden. Eine Hilfe gibt es nach dem Login auf OSM. Weitere Kontaktmöglichkeiten gibt es auf OSM.ch.
- Als Inhaber/in oder -Verteter/in eines Geschäfts kann man OpenStreetMap-My-Business (OSMyBiz) kostenlos verwenden (einzig ein OSM-Konto wird benötigt).
- Als Webentwickler/in muss man sich die Informationen etwas zusammentragen. Hier als Einstieg einige Programmier-Ressourcen.
- Als ‘Datenherr’, der seine Daten in OSM einpflegen will, gibt es ein einführendes Paper “Providing Data to OpenStreetMap” (PDF englisch, 23 Seiten). Ansonsten kontaktiere man am besten direkt SOSM.ch.
- Kann man eigene Karten online erstellen und publizieren, ohne selber codieren und hosten zu müssen?
- Ja, dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten. Zum Beispiel gibt es uMap der freie Karteneditor (kleine Einleitung) oder den Datawrapper mit kostenlosem Einstiegsplan.
- Darf man OpenStreetMap in eigene Webseiten einbinden (als Link oder iframe)?
- Auf der OSM-Webseite kann man “Teilen (Share) > Link or HTML”. Wenn es um die Webentwicklung geht, gibt es verschiedene Möglichkeiten und Anbieter. Dabei immer jeweils den entsprechenden Lizenz-Hinweis anbringen. Im Zweifelsfalle gerne nachfragen bei SOSM.ch.
- Was ist die OpenStreetMap-Foundation (OSMF) und was ist die Swiss OpenStreetMap Association (SOSM)?
- Die OpenStreetMap-Foundation ist eine internationale Non-Profit-Organisation. Ihr gehört u.a. die Marke OpenStreetMap (OSM) und die Haupt-Server bzw. -Infrastruktur des Projektes. Die Swiss OpenStreetMap Association (SOSM) ist ein Local Chapter der OSMF und ein Verein nach schweizerischem Recht.
- Was sind die Lizenzbedingungen von OpenStreetMap?
- Die OSM-Daten stehen unter der Lizenz ODbL 1.0. Sie gehören allen Beitragenden. Siehe Copyright und License. Hier noch ein interessanter Artikel (ohne Gewähr).
- Wie integriert sind die OSM-Dienste?
- Nicht überall so, wie man sich das bei GOOG gewohnt ist. OSM ist primär kein “Dienstleister”.
- Gibt es auch Bewertungen/Reviews in OSM?
- Nein, nicht in OpenStreetMap selbst, denn das Projekt beschränkt sich auf objektiv nachprüfbare Informationen. Aber es gibt offene Bewertungs-Plattformen, die auf OpenStreetMap aufbauen:
- Hat OSM auch Satellitendaten?
- Nein. Aber die gibt es als Teil von kommerziellen OSM-basierten Diensten von z.B. Maptiler oder Mapbox.
- Wie heterogen ist OSM betreffend Flächendeckung und Attribute?
- OSM ist mindestens “fit-for-use”, wie die wachsende Zahl von Anwendern zeigt.